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Marie Bloch

Marie Bloch war eine Pädagogin jüdischer Herkunft, die Kindergärten und eine Einrichtung zur Ausbildung zur Kindergärtnerin gründete.

Marie Bloch wurde am 27. November 1871 in Berlin geboren, sie stammte aus einer jüdischen Familie, die ihre Kinder evangelisch taufen ließ. Als „höhere Tochter“ konnte sie das Abitur machen und besuchte das Lehrerinnenseminar, dessen Oberleiterin Helen Lange war, die bedeutend für die bürgerliche Frauenbewegung. Ab April 1892 besuchte sie das „Pestalozzi-Fröbel-Haus“ in Berlin-Schöneberg, in dem sie in der Tradition der Fröbel-/ Pestalozzipädagogik als Kindergärtnerin ausgebildete wurde. Bereits ein Jahr später legte sie -aufgrund hervorragender Leistung- das Examen ab. 1893 bis 1908 leitete sie verschiedene vorschulische Einrichtungen in Berlin und war zudem als Lehrerin im „Pestalozzi-Fröbel-Haus“ tätig.

1910 eröffnete Marie Bloch einen privaten Fröbelkindergarten mit angeschlossenen Kinderpflegerinnenschule in Rostock. Die Schülerinnen erlernten u.a. den Umgang mit den Fröbelschen Spielgaben und Beschäftigungsmaterialien. Marie Bloch vermittelte die Schulabgängerinnen sogar in die Arbeit, damit sie sicher war, dass diese ihre besonderen Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen konnten. Der Kindergarten, der den Kinderpflegeschülerinnen als Praxisstätte diente, galt bald als die „modernste und reformfreudigste Institution Mecklenburgs auf dem Gebiet der Kleinkinderfürsorge. Die Absolventinnen der Pflegerinnenschule galten als gesuchte Fachkräfte“ (http://ruh.soziale-bildung.org/stolperstein-marie-bloch).

Marie Bloch engagierte sich in verschiedenen Institutionen der praktischen Pädagogik und war im Beirat des Vorstandes des „Volkskindergartens e.V.“, der sich entschieden von der Absicht einer „Nur-Aufbewahrung“ und „Nur-Beaufsichtigung“ der Kinder distanzierte. Außerdem engagierte sie sich im „Jugendbund“, im „Verein Jugendwerkstatt“ sowie im „Deutschen Fröbel-Verband“.

Noch im letzten Kriegsjahr des 1. Weltkriegs wurde Marie Bloch vom Kriegsamt beauftragt, die Kindergärten und Krippen in großen Teilen Mecklenburgs umzugestalten, beispielsweise in Schwerin, Wismar und Lübtheen. Von 1919 bis 1923 wirkte sie als Oberleiterin der städtischen Kinderfürsorge Rostocks. In dieser Funktion versuchte sie die Erziehungskonzepte von Friedrich Fröbel und /oder Maria Montessori in den vorschulischen Einrichtungen durchzusetzen.

Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten gaben immer weniger Eltern ihre Kinder in den nun als „jüdisch“ verfemten Privatkindergarten. Auch der Anteil der jüdischen Kinder ging zurück, da viele jüdische Bürger*innen emigrierten. Infolge dessen kam es zu finanziellen Engpässen. Bereits im Sommer 1934 wurde die Kinderpflegerinnenschule von den Nationalsozialisten geschlossen – mit der Begründung, dass die jüdische Schulleiterin die deutschen Mädchen verderben würde.

Marie Bloch lebte zurückgezogen und völlig vereinsamt bis die Nazis sie 1942 mit anderen jüdischen Bürger*innen in das KZ Theresienstadt deportierten. Dort starb sie (vermutlich) am 28.4.1944 (angeblich) an Typhus.

Quelle: https://www.nifbe.de/component/themensammlung?view=item&id=508:marie-bloch-1871-1944&catid=37